Besser als Ferien: Abenteuer Landdienst

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Gschicht vo hie

Besser als Ferien: Abenteuer Landdienst

Berner Oberland statt Familienferien am Meer: Lea (14) hat sich über Agriviva für zwei Wochen Landdienst auf der Alp angemeldet. Und ich durfte sie gemeinsam mit einem Team während ihrer abenteuerreichen "Ferien" besuchen.

Kuhglocken statt Meeresrauschen

Da sind wir also. Auf der Alp Ritzliberg – ein kleines, einsames Alphäuschen mit Stall, 1900 Meter über Meer. Mein Blick fällt auf sattgrüne Wiesen und Hügel, eindrücklich steile Felswände und Schneefelder, die auch der wärmste Sommer nicht wegschmelzen wird. Hier verbringt die 14-jährige Lea die nächsten zwei Wochen mit Marianne und Toni Hänni sowie ihren drei Kinder. Zusammen mit Kühen, Rindern und Kälbern, drei Hühnern, einer Geiss und dem Hund Jasper. Weit weg von Einkaufszentren, Verkehrsmitteln oder einem Fernseher. Lea könnte sich nichts Schöneres vorstellen.

Echte Einblicke und Eindrücke

Die Schülerin aus Obwalden nimmt in Lenk im Berner Simmental an einem sogenannten Landdienst-Einsatz teil, ein Angebot von Agriviva für Jugendliche von 14 bis 25 Jahren. Die Jugendlichen leben für eine Weile bei einer Bauernfamilie, lernen das Leben auf dem Hof kennen und helfen mit, wo es nötig ist. Stall misten, heuen, Tiere pflegen – Lea hilft bei allen Arbeiten auf dem Hof, im Stall und auf der Alp. Ja, sogar beim Melken und Käsen packt sie mit an. Ich bin beeindruckt. Ob sie keine Angst hat vor den grossen Kühen? Lea lacht. "Nein, die Kühe sind für uns wie Haustiere – so wie Jasper", meint sie. "Wir wollen, dass es ihnen gut geht – und genauso kümmern wir uns um sie."

Käsen? Kein Problem. Melken mag Lea aber noch lieber. (Fotos: Joseph Khakshouri)
Käsen? Kein Problem. Melken mag Lea aber noch lieber. (Fotos: Joseph Khakshouri)

Natur und Tier respektieren

Die Hännis sind froh, dass Lea auch bei solchen Arbeiten mithilft. Denn sie leben hauptsächlich von der Milchkuhhaltung. Dabei halten sie sich an die Richtlinien von IP-Suisse. Das heisst, sie achten nicht nur besonders auf die Natur, sondern auch auf die artgerechte Haltung ihrer Tiere. Im Sommer, wenn die Familie mit ihren Tieren auf der Alp ist, produzieren sie mit einem Teil der Milch sogar eigenen Käse. Das Käsen war für Lea bei ihrem ersten Einsatz eine ganz neue Erfahrung. Diesen Sommer hilft sie bereits wie ein Profi: vom Rühren im grossen Kessel bis zum Abreiben der Laibe im Keller. Nur mit etwas hat Lea Mühe: "Die Laibe nach dem Reiben wieder ins Gestell zu legen ist schwierig – so ein Käse wiegt über zehn Kilo."

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So kam Lea zum Landdienst – und zu den Hännis.

Über 1'000 Jungen und Mädchen melden sich jedes Jahr von sich aus für einen Einsatz auf dem Bauernhof an. Die Familien suchen sie sich selbst aus: Auf der Agriviva-Website können sie sich dank Porträts, Hof- und Aufgabenbeschreibung ein erstes Bild machen. So hat Lea letzten Sommer auch Marianne und Toni Hänni gefunden und ist schon kurze Zeit später für mehrere Tage bei ihnen eingezogen. Es hat ihr so gut gefallen, dass sie diesen Sommer wiederkommen wollte.

Vorkenntnisse braucht man für den Landdienst keine. Wichtiger sind die Motivation und die Neugier. Auch, weil die Tage auf dem Hof lang sind. Lea erzählt, dass sie um fünf Uhr aufsteht. Dann ist Zeit zum Melken.

Die gemeinsame Zeit auf der Alp schweisst zusammen.

Die gemeinsame Zeit auf der Alp schweisst zusammen.

Es gibt immer was zu tun.

Rund 55 Stunden arbeiten Landwirte wie die Familie im Simmental jede Woche. Wenn sie auf der Alp sind, noch mehr. Auch im Landdienst sammeln sich so einige Stunden an. Die Hännis achten darauf, dass sie den Jugendlichen Aufgaben geben, die ihnen auch Spass machen. Arbeit gibt es mehr als genug. Wem die Arbeit im Stall nicht liegt, der hilft bei der Kinderbetreuung oder beim Kochen.

Ob es etwas gibt, das sie nicht gerne macht? Lea überlegt kurz und schüttelt dann den Kopf. Ich glaube ihr das sofort. Denn sie strahlt, wenn sie von der Arbeit auf dem Hof erzählt. "Es fühlt sich nicht nach Arbeit an", meint sie. Darum hat sie auch entschieden, dass sie später einmal selbst "buuren" will. Nach den Sommerferien beginnt sie die Berufsausbildung zur Landwirtin EFZ.

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  • Agriviva bietet seit 60 Jahren Einsätze auf Bauernhöfen an.

  • Mit dem Landdienst werden zum einen Bauernfamilien entlastet, zum anderen sollen Jugendliche einen wichtigen wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Aspekt der Schweiz kennenlernen.

  • Teilnehmen können Jugendliche aus der Schweiz oder EU-EFTA-Staaten von 14 bis 25 Jahren.

  • Neben den Einsätzen für Einzelpersonen ermöglicht Agriviva auch Angebote für Schulen.

  • Mehr erfährst du unter www.agriviva.ch