Medienmitteilungen13.11.2017

Antibiotikaeinsatz: Aktueller Trend zeigt deutlich nach unten

Die Milchproduzenten und die Rinderzüchter in der Schweiz nehmen das Thema der Antibiotikaresistenz sehr ernst. Sie sind sich der Verantwortung bewusst und haben in den letzten Jahren den Einsatz von Antibiotika bereits deutlich vermindert. Zusätzlich hat eine breite Palette von Einzelmassnahmen im Bereich der Beratung/Informationsaustausch, dem Einsatz von Komplementärmedizin sowie der züchterischen Selektion zum Ziel, den Einsatz von Antibiotika weiter zu reduzieren und so mögliche Resistenzbildungen zu vermeiden. Dazu gehört ein verantwortungsvoller Einsatz von Antibiotika im Human- und im Veterinärbereich. Es geht dabei um die Gewährleistung einer hochwertigen, einwandfreien und sicheren Nahrungsmittelproduktion von Schweizer Milch und Schweizer Rindfleisch für die Konsumentinnen und Konsumenten, um die menschliche Gesundheit sowie um die Sicherstellung des Tierwohls. Die Milchproduzenten und die Rinderzüchter in der Schweiz engagieren sich dafür gleichermassen.

Die Schweizer Milchviehhalter und –züchter sowie ihre Organisationen sind sich bewusst, dass bei gezieltem Einsatz von Tierarzneimitteln die Entstehung von resistenten Keimen systematisch dezimiert werden kann. Das gesteigerte Bewusstsein hat den Einsatz der kritischen Antibiotika (höchste Priorität für Humanmedizin) im 2016 um rund einen Viertel reduziert. Auch die intramammären Antibiotika sind im 2016 um 16 Prozent und seit 2008 um rund 40 Prozent gesunken. Diese Anstrengungen werden weitergeführt; leisten sie doch einen grossen Beitrag zur Verhinderung von Resistenzen.

Verantwortungsvoller Einsatz und Tierwohl sichern

Die Schweizer Milchproduzenten wollen in der Lage sein, kranke Tiere rasch und unkompliziert behandeln zu können. Gemäss der Tierarzneiverordnung dürfen sie Antibiotika nur über den Bestandestierarzt beziehen und unter dessen Anweisung einsetzen. Aus diesem Grund sind Aus- und Weiterbildungen für Tierärzte und Tierhalter sowie Ausbildner und Berater eine zentrale Massnahme. Gemeinsam kann so der notwendige Einsatz von Heilmitteln verantwortungsvoll sichergestellt werden. Zudem wird der Einsatz von Antibiotika gemäss dem neuen Heilmittelgesetz für jedes Tier erfasst.

Prävention, Sensibilisierung und Forschung sind wichtig

Die nationale Strategie für Antibiotikaresistenzen (StAR) des Bundes wird von den Milchproduzenten und den Züchtern positiv aufgenommen. So werden durch die Milchproduzentenorganisationen vielfach Massnahmen zugunsten ihrer Mitglieder sehr aktiv unterstützt:

  • Engagement im Bereich der Komplementärmedizin, durch:
    • Mitwirkung in Trägerorganisation von KOMETIAN (Beiräte).
    • Finanzielle Unterstützung der Aufbauarbeit/Sponsoring.
    • Vergünstigung Kursbesuche & Weiterbildung und/oder Basisberatung.
    • Information & Motivation.
  • Beteiligung und Mitwirkung beim neu gegründeten Kälbergesundheitsdienst (KGD).
  • Teilweise Kostenübernahme und/oder Bereitstellung einer Melkberatung.
  • Teilweise Kostenübernahme und/oder Bereitstellung von Milchuntersuchungen.
  • Organisation von Fachveranstaltungen mit spezifischen Themen.
  • Finanzielle Unterstützung von Forschungsprojekten (bspw. aktuell im Tessin: „Eradikation Staph. Aureus Genotyp B“).
  • Mitwirkung in Fachgruppen des Bundes.

Ein weiterer Punkt ist die Weiterentwicklung und Unterstützung der Milchproduzenten sowie Milchviehzüchter für gezielte und kostengünstige Untersuchungen von Milchproben mit erhöhten Zellzahlen (Mastitis-Identifikation, MID) für eine gezielte Bekämpfung.

Gesundheitsmerkmale fliessen in Tierzucht ein

Seit einigen Jahren werden in der Schweizer Milchviehzucht Gesundheitsdaten erfasst; seit 2013 elektronisch. Gesundheitsdaten fliessen heute konkret in die Zuchtwertberechnungen ein und unterstützen die Schweizer Rindviehzucht in Richtung einer höheren Gewichtung von Fitness- und Robustheitsmerkmalen. Die Tiergesundheit ist ein ganz wichtiger Faktor, der dazu beiträgt, dass weniger Heilmittel und damit auch weniger Antibiotika eingesetzt werden. In aktiven Netzwerken arbeiten die Zuchtorganisationen gemeinsam an diesen Zielen. Mit modernen digitalen Systemen sowie mit Anreizen für eine lückenlose Erfassung der Daten durch die Züchter werden diese Bestrebungen heute wesentlich vereinfacht. Die züchterischen Massnahmen bewirken gesündere Tiere, die langlebiger und gleichzeitig auch wirtschaftlicher sind.

Die Differenz macht den Unterschied

Die SMP und ihre Partnerorganisationen setzen sich dafür ein, dass Antibiotika in der Schweizer Rindviehhaltung nur sehr gezielt und verantwortungsvoll eingesetzt wird. Der Einsatz von Antibiotika als Leistungsförderer ist zumindest in der Schweiz bekanntlich schon lange verboten.

Der Einsatz von Antibiotika kann auch als ein wichtiges Differenzierungsmerkmal betrachtet werden. So ist NOP-Bio-Milch (National Organic Programm gemäss US-amerikanischer Zertifizierung für Bio-Lebensmittel), wo auch ein kurativer Einsatz von Antibiotika verboten ist, in der Schweiz seit einigen Jahren ein konkretes Thema bei Milchproduzenten. Die Frage ist nur, wie schnell und nachhaltig sich hier ein Absatzmarkt etablieren kann.

Weitere Auskünfte

Stephan Hagenbuch
079 292 97 52

Reto Burkhardt
079 285 51 01

Thomas Reinhard
031 359 54 82

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