Lilly, die reisende Kuh

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Gschicht vo hie

Lilly, die reisende Kuh

Da schlage ich die Zeitung auf und lese: "Er schickt eine Kuh auf Reisen." Richtig gelesen. Lilly heisst die Kuh und sie ist ganz offensichtlich reiselustig. Ich wollte es genauer wissen. (Titelbild: Matthias Jurt / Zuger Zeitung).

Ein Kinderbuch, das von Illustrationen lebt

"Lilly, die reiselustige Kuh" ist ein Kinderbuch. In der Zielgruppe bin ich nicht, ich habe mir aber trotzdem ein Exemplar bestellt. Mit Lovely habe ich fast täglich zu tun, da wollte ich natürlich wissen, wer Lilly ist. Beziehungsweise wer Lilly erfunden hat und weshalb man sie kennen sollte. Ich griff zum Telefon und rief Beat Jossen an. Er ist Initiant der Geschichte und hier ist mein Telefonprotokoll.

Herr Jossen, dürfen wir uns du sagen? Wir haben ja beide mit Kühen zu tun, sind also irgendwie Berufskollegen.
Sehr gerne. Ich kenne auch Swissmilk und eure Kuh Lovely sehr gut. Grad aktuell natürlich aus dem neuen Werbespot mit Charles Nguela.

Genau. In diesem Spot geht es um den Auslauf der Schweizer Kühe. Fast 90 Prozent aller Schweizer Kühe profitieren davon. Offenbar auch Lilly, die Protagonistin aus deinem Buch.

Auf etwas eine besondere Art. Sie startet ihre abenteuerliche Reise auf der Rigi, besucht viele Sehenswürdigkeiten in der Schweiz, fliegt mit der Rega, schwimmt im Rhein und kehrt am Ende wieder zufrieden zurück auf die Rigi.

Warum hast du ausgerechnet eine Kuh auf Reisen geschickt?

Seit ich Kind bin, habe ich einen Bezug zur Landwirtschaft. Ich bin auf dem Berg aufgewachsen und da waren natürlich auch immer Kühe auf der Sommerweide. Dazu kommt: Mein Schwiegervater war Käser.

StadtLand

Warum wird man heutzutage Käser?

Das erklärt den Bezug. Aber weshalb die Geschichte?

Vor etwa drei Jahren war ich auf einer Alaskareise mit meiner Frau. Da geriet mir ein Buch über einen Nationalpark in die Finger, geschrieben für kleine Kinder. Da fasste ich den Vorsatz: Wenn ich pensioniert bin, dann werde ich etwas Ähnliches für Touristen machen, die in die Schweiz kommen. Die Idee war: Verlässt ein Tourist die Schweiz wieder, dann kann er quasi "Switzerland to go" mit der Kuh vorne drauf mit ins Flugzeug nehmen und ein illustriertes Ferienalbum anschauen. Er sieht die Kapellbrücke, aber auch die Kühe auf der Weide. Zu Hause zeigt er oder sie es der nächsten Generation von Touristen: den Kindern. Diese sehen, wie schön die Schweiz ist.

Lilly startet ihre Reise auf der Rigi.

Lilly startet ihre Reise auf der Rigi.

Das Buch erschien 2020, ein schwieriges Jahr für Tourismus.

Das ist richtig. Ich habe über Ostern 2020 die Notbremse gezogen und das Buch auf Schweizer Verhältnisse umgeschrieben. Natürlich in der Annahme, dass Schweizerinnen und Schweizer vermehrt Ferien im eigenen Land machen werden und die Schönheiten des Landes ebenfalls entdecken wollen.

Und wie kam das Buch an? Hat die Schweiz auf Lilly gewartet?

Ich ging immer von einem Kinderbuch aus. Die ganz grosse Überraschung war aber, dass die Erwachsenen sehr Freude an den Illustrationen haben. Die von Lilly besuchten Orte kennt man. Zum Beispiel die Bergbahnen. Man kennt Ascona und Zermatt. Viele Erwachsene erinnern sich an früherer Besuche dieser Orte. Die Nachfrage ist enorm gross.

Hast du eine besondere Anekdote?

Mir werden ganz viele Briefe und Fotos geschickt. Ich habe ein Foto erhalten, auf dem ein zweijähriger Urenkel mit seiner 92-jährigen Urgrossmutter auf dem Sofa sitzt und sie gemeinsam das Buch anschauen. Beide, so sieht es aus, haben gleich viel Freude daran. Ich bekomme Zuschriften von Grosseltern, jungen Vätern und aus Altersheimen.

Reise durch die ganze Schweiz. Lilly besucht auch Zermatt.

Reise durch die ganze Schweiz. Lilly besucht auch Zermatt.

Das klingt schön.

Ja. Meine Frau hat auch zwei über 90-jährige Tanten in Jersey. Eine hat uns ein Video geschickt, in dem sie die Pflege auffordert, den Raum zu verlassen. Sie wolle sich nun auf das Buch konzentrieren.

Nochmals zur Rigi. Lilly startet da und kehrt auch dahin zurück. Warum?

Ich bin ein "Rigibueb". Ich bin auf der Rigi aufgewachsen und ich ging in Rigi Kaltbad in eine Gesamtschule, die in einer Milchzentrale war. Unten brachten die Milchbauern ihre Milch und es wurde Joghurt produziert, oben war das Schulzimmer.

Joghurt? Das kannst du auch selber machen. Auch ganz ohne Maschine.

  • 11h20min
  • Vegetarisch

Dann ist Lilly auch irgendwie Beat?

Vielleicht kann man das ein wenig so sagen. Während des Studiums war ich Reiseleiter und bin auch sonst viel in der Welt unterwegs gewesen. Aber eben, Rigi ist und bleibt meine Heimat. Heute wohne ich in Neuheim und sehe auf die Rigi und den Pilatus.