
Treibhausgase: die Kuh & der Kohlenstoffkreislauf
Treibhausgase: die Kuh & der Kohlenstoffkreislauf
Der ökologische Kreislauf
Unsere Umwelt wird durch zahlreiche vernetzte Ökosysteme aufrechterhalten, die in ständigem Austausch stehen. Diese Prozesse bilden oftmals Kreisläufe, in denen jedes Lebewesen eine wichtige Rolle spielt. Den Milchproduzentinnen und -produzenten ist es wichtig, dass diese ökologischen Kreisläufe bei der Nahrungsmittelproduktion aufrechterhalten bleibt. Keine einfache Aufgabe, wenn auf der gleichen Fläche für eine immer grösser werdende Bevölkerung Nahrung produziert werden muss.
Hier erfährst du mehr über die wichtigen Komponenten der ökologischen Kreisläufe, an denen auch unsere Schweizer Kühe beteiligt sind.
In Zahlen: die CO2-Verursacher in der Schweiz
Jegliches Leben auf der Erde ist im Grundsatz mit der Produktion von Kohlenstoffdioxid (CO2) verbunden. In der Schweiz werden total 40.9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (CO2-eq) pro Jahr emittiert (Stand 2023). Fragst du dich, welcher Bereich welchen Anteil an den CO2-eq-Emissionen bei uns in der Schweiz hat?
- Den grössten Teil verursacht der Verkehr mit 33.6 % CO2-eq.
- Es folgt die Industrie mit einem Anteil von 22.2 % CO2-eq.
- An dritter Stelle folgen private Haushalte mit 17.6 % CO2-eq.
- Unsere Landwirtschaft ist verantwortlich für 16 % CO2-eq und somit an vierter Stelle.
- Das Milchvieh verursacht mit ihrer Verdauung 5.1 % CO2-eq der Emissionen.
Gut zu wissen: Was heisst CO₂-Äquivalent (CO₂-eq)?
Das CO₂-Äquivalent ist die Masseinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung aller Treibhausgase. Da Treibhausgase wie CO₂, Methan oder Lachgas nicht die gleiche Erwärmungswirkung haben, werden diese in CO₂-Äquivalent umgerechnet. So können sie anschliessend untereinander verglichen werden.
Kühe rülpsen Methan.
Es ist kein Geheimnis: Unsere Kühe produzieren nicht nur Milch, sondern auch Methan (CH4). Das Treibhausgas entsteht natürlicherweise bei der Verdauung. Dank Bakterien und Mikroben kann eine Kuh Gras verwerten. Im Pansen, dem ersten von vier Kuhmägen, brechen sie die Zellwände auf und wandeln sie in Energie um. Dabei entsteht Methan, welches von der Kuh wieder ausgestossen wird. Methan ist Teil des Kohlenstoffkreislaufs.
Was ist der Kohlenstoffkreislauf?
Kohlenstoff (C) ist in jedem Lebewesen vorhanden und kommt in verschiedenen chemischen Verbindungen vor, z. B. als CO₂. Diese Verbindungen werden stetig umgewandelt und ausgetauscht, z. B. in der Luft, in Lebewesen oder im Boden. Dieser Prozess nennt sich Kohlenstoffkreislauf.

Der Kohlenstoffkreislauf am Beispiel der Kuh
Die Photosynthese ermöglicht den Kohlenstoffkreislauf.
Was passiert aber nun mit dem von Kühen ausgestossenen Methan in der Luft? Methan ist ein kurzlebiges Gas, welches sich in relativ kurzer Zeit zersetzt, z. B. zu CO2. Pflanzen wandeln das CO2 bei der Photosynthese um, dabei wird Kohlenstoff in der Pflanze und im Boden gebunden. Kühe nehmen den Kohlenstoff beim Grasen wieder auf, wandeln ihn in Methan um und setzen dieses in die Atmosphäre frei. So beginnt der Kreislauf von vorn.
Video: Kohlenstoffkreislauf kurz erklärt
Schweizer Kühe und der Kohlenstoffkreislauf | Swissmilk erklärt | Swissmilk (2021)
Ziele: Kohlenstoffbindung & CO2-Speicherung
Du hast es gelesen: Bei der Photosynthese gelangt Kohlenstoff in Pflanzen und Boden. Bei der Ernte oder wenn die Pflanzen von unseren Kühen gefressen werden, gelangt ein Teil des Kohlenstoffs wieder als CO2 in die Atmosphäre zurück. Der andere Teil bleibt im Boden gebunden. Je besser der Boden den Kohlenstoff bindet, desto weniger CO₂ hat es in der Atmosphäre. Man spricht hier vom "Bindepotenzial". Wie gut das Bindepotenzial ist, wie viel CO₂ entzogen bzw. Kohlenstoff also gebunden wird, hängt von vielen Faktoren ab.
Unser Grasland: ein guter Kohlenstoffspeicher
Die jeweilige landwirtschaftliche Bewirtschaftung und Kultur sind solche Faktoren. Und da haben wir in der Schweiz Glück: Bei uns sind gut 80% der landwirtschaftlich genutzten Flächen Grasland, das nur wenig bearbeitet wird. So kann das wachsende Gras in Ruhe sein Wurzelnetzwerk im Humus bilden. Und der Humus kann ungestört auf längere Zeit einer seiner wichtigen Aufgaben nachkommen, der Kohlenstoffbindung. Würden bestehende Wiesen und Weiden anderweitig genutzt, z. B. als Ackerland, würde weniger Kohlenstoff gebunden werden.
Unsere Landwirtinnen und Landwirte stehen vor einer Herausforderung: Nahrungsmittel zu produzieren und gleichzeitig eine nachhaltige humusaufbauende Landwirtschaft zu betreiben.
Schweizer Kühe gehören zum Grasland dazu.
Ökobilanzen sind komplex. Oft werden nur sehr spezifische Aspekte im Produktionssystem betrachtet. Zwar stossen unsere Kühe mit ihren Bäuerchen Methan aus. Allerdings verdauen sie mit dem für den Menschen unverdaulichen Gras eine Ressource, die sonst ungenutzt bliebe – und das äusserst effizient. Aber nicht nur das, sie tun dem Boden dabei auch noch etwas Gutes: Während sie grasen, muss der Boden nicht bearbeitet oder gemäht werden – und bekommt so eine Ruhepause. Auch auf die gewünschte Kohlenstoffbindung haben grasende Kühe einen positiven Effekt: Untersuchungen haben ergeben, dass weidende Kühe die Kohlenstoffaufnahme fördern können. So leisten Schweizer Kühe ihren Beitrag für die Umwelt.
Kurz zusammengefasst
Die Schweizer Milchkühe sind mit ihrer Methanemissionen für 1% CO2-Äquivalente verantwortlich.
Das von der Kuh produzierte Methan entsteht bei der Verdauung und damit Teil eines natürlichen Prozesses.
Das Methan baut sich nach einigen Jahren in CO2 Dieser Prozess ist Teil des Kohlenstoffkreislaufs.
Je besser der Boden den Kohlenstoff bindet, desto mehr CO2 hat es in der Atmosphäre.
Grasland hat ein grosses Kohlenstoff-Bindepotenzial.
Unsere Kühe gehören zum Grasland dazu: Sie betreiben Landschaftspflege, veredeln das Gras für uns, unterstützen die Kohlenstoffspeicherung im Boden – und tun damit auch etwas Gutes fürs Klima.
Quellen
