Wenn die Kuh mal krank ist

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Tierwohl

Wenn die Kuh mal krank ist

Unsere Bäuerinnen und Bauern setzen sich täglich dafür ein, damit ihre Tiere gesund bleiben. Wie sie das tun und was passiert, wenn eine Kuh trotzdem mal krank ist, liest du hier.

Königsweg Prävention

Die beste Möglichkeit, den Antibiotikaverbrauch tief zu halten, ist eine gesunde Kuh. Und hier spielt das Herdenmanagement eine zentrale Rolle.

Unter Herdenmanagement versteht man die gute Führung der Herde. Präventives Handeln reduziert die Chance, dass ein Tier erkrankt. Dafür muss die Bäuerin/der Bauer die Kühe gut kennen und beobachten. Es gibt viele Aspekte zu beachten, um eine Erkrankung der Kuh zu verhindern.

  • Wie zum Beispiel die artgerechte Haltung. Saubere, trockene und gut belüftete Ställe mit ausreichend Platz und Tageslicht sind das A und O für glückliche Tiere.  
  • Darüber hinaus ist auf Hygiene im Melkstand zu achten. Mit einer guten Vor- und Nachbereitung des Euters können Bakterien entfernt und Entzündungen verhindert werden.  
  • Die Melkmaschinen müssen ebenfalls regelmässig gewartet werden, um die notwendige Stallhygiene sicherzustellen.  
  • Die Fütterung muss der Leistung angepasst und qualitativ hochstehend sein. 

Du siehst: Bäuerinnen und Bauern tragen eine grosse Verantwortung und es liegt in ihrem Interesse, alles für eine gesunde Kuhherde im Stall zu tun.

Klar ist: Nur glückliche und gesunde Kühe geben die qualitativ hochwertige Milch, die wir garantieren.

Was, wenn die Kuh trotzdem krank wird?

Auch Kühe können mal eine Grippe haben. Häufiger haben kranke Kühe jedoch eine Infektion an Klauen oder am Euter. Hier finden Bakterien ideale Bedingungen. Eine solche Entzündung ist nicht harmlos und für die Kuh schmerzhaft. Selbstverständlich setzt ein eine Bäuerin/ein Bauer daher alles daran, dass das Tier schnell wieder gesund wird. Damit das geschieht, muss jede Erkrankung umgehend behandelt werden. Ist es eine bakterielle Infektion, dann muss ein Antibiotikum vom Tierarzt verschrieben werden. Reserve-Antibiotika werden nur bei höchst seltenen schweren Erkrankungen benutzt.

Keine Toleranz

Für Schweizer Milch gelten strenge Grenzwerte. Eine kranke Kuh wird daher sofort von den anderen Tieren getrennt und ihre Milch darf nicht mehr verkauft werden. Denn insbesondere für die Produktion von Rohmilchkäse gelten ganz besonders niedrige Grenzwerte für Keimbelastung und Zellwerte. Auch Rückstände von Antibiotika und Medikamenten haben in der Milch nichts verloren. Zur Leistungssteigerung sind sie – genauso wie Hormone – daher nicht zugelassen.

Die Keimbelastung erlaubt Rückschlüsse auf die Hygiene im Melkprozess.

Die Kontrollkategorien

In regelmässigen Milchprüfungen werden drei Kategorien kontrolliert. Die Keimbelastung erlaubt Rückschlüsse auf die Hygiene im Melkprozess. Mit einem Test auf Hemmstoffe wird ausgeschlossen, dass die Milch Antibiotikarückstände enthält. Und die Zellwerte geben Auskunft über die Gesundheit der Kuh. Ist ein Resultat zu hoch und sind entsprechende Grenzwerte in der Milch überschritten, wird der Betrieb sofort gesperrt, bis die Kontamination ausfindig gemacht wurde.

Tierwohl

Bei uns finden Milchkühe ohne Mühe Futter.

Antibiotika als ultima ratio

Wir haben jedoch nicht nur die Milch im Auge. Denn die Abgabe von Antibiotika ist nicht immer unbedenklich. Bei übermässigem Einsatz können Bakterien Resistenzen entwickeln und auf die Medikamente nicht mehr ansprechen. Im Extremfall entstehen so multiresistente Keime, die auch für den Menschen gefährlich werden können. Auch wenn die Resistenzlage im Vergleich zu Süd-, Mittel- und Osteuropa in der Schweiz eher günstig ist, ist das nicht als Entwarnung zu verstehen. Antibiotika werden in der Schweiz immer vorsichtiger eingesetzt. Bei den Schweizer Nutztieren ist der Antibiotikaeinsatz in den letzten zehn Jahren um mehr als 55% zurückgegangen. Um mögliche Resistenzbildungen verhindern zu können, dürfen kritische Antibiotika nicht ohne Tierarzterlaubnis verabreicht werden.

Kritische Antibiotika kurz erklärt

Kritische Antibiotika sind Wirkstoffe mit höchster Priorität für die Humanmedizin. Solche Medikamente sind zum Teil die einzigen, die bei einer Krankheit noch wirken. Deshalb werden sie nur sehr restriktiv eingesetzt und dürfen grundsätzlich nicht als Vorrat abgegeben werden. So konnte die Menge an kritischen Antibiotika in den letzten zehn Jahren erfolgreich um 80% reduziert werden.

Immer weniger Antibiotika für Schweizer Nutztiere.

Einsatz für eine natürliche Medizin

  • Der Verband Schweizer Milchproduzenten (SMP) setzt sich daher aktiv dafür ein, den Antibiotikaverbrauch zu senken.
  • Seit 2018 besteht zudem eine intensive Kooperation mit dem Verein Kometian, der durch komplementäre Tiermedizin zu einer Reduktion von Antibiotikaeinsätzen beiträgt. Mitgliedsbäuerinnen und -bauern profitieren so von Rabatten auf alternativmedizinische Beratungsgespräche.
  • Ausserdem führte das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen 2019 eine Antibiotika-Datenbank in der Tiermedizin ein. Damit wird der Einsatz von Antibiotika noch transparenter und Missstände können einfach entdeckt werden.
  • Das Bundesprogramm Strategie Antibiotikaresistenz (StAR) soll zudem die Entwicklung resistenter Bakterien eindämmen und so die langfristige Wirksamkeit von Antibiotika sichern.
  • Auch die Organisation Rindergesundheit Schweiz (RGS) möchte den Antibiotikaverbrauch reduzieren durch eine Verbesserung der Kälbergesundheit. Im Sinne von "Vorbeugen ist besser als heilen" können Beratungsgespräche zur Förderung vitaler Kälber in Anspruch genommen werden.
  • Ebenso leistet die Forschung ihren Beitrag und sucht nach neuen Möglichkeiten, Antibiotika zu reduzieren und Alternativen zu finden.

Die Melkmaschinen müssen regelmässig gewartet werden, um die notwendige Stallhygiene sicherzustellen.

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Damit sich die Kuh wohlfühlt: Auslauf und Tageslicht