Lebensqualität in der Schweizer Milchwirtschaft: Stolz und Belastung im Spannungsfeld
Vor rund einem Jahr wurde der "Selbstcheck Lebensqualität" lanciert. Der in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL entwickelte Selbstcheck soll die Milchproduzent:innen dabei unterstützen, sich aktiv mit ihrer beruflichen und privaten Lebenssituation auseinanderzusetzen und diese mit Fokus auf die Lebensqualität zu reflektieren. Auch Partnerinnen und Partner wurden motiviert, beim Selbstcheck mitzumachen.
Berufsstolz, Motivation und familiärer Rückhalt – die positiven Treiber
Ein zentrales Ergebnis der Analyse ist der ausgeprägte Berufsstolz der Milchbäuerinnen und -bauern. Die grosse Mehrheit empfindet ihren Beruf als sinnstiftend, und der familiäre Zusammenhalt wirkt sich spürbar positiv auf das Wohlbefinden aus. Besonders junge, gut ausgebildete Produzent:innen zeigen eine überdurchschnittliche Motivation, den Betrieb weiterzuentwickeln und die Milchmenge zu steigern. Diese Innovations- und Zukunftsorientierung ist insbesondere bei grösseren Betrieben erkennbar, die stärker auf Wachstum und Weiterentwicklung setzen.
Damit wird deutlich: Die Lebensqualität in der Milchwirtschaft hängt stark vom Berufsstolz, der Motivation, der Innovationsbereitschaft und nicht zuletzt vom familiären Rückhalt ab.
Belastungsfaktoren: negative Medienberichterstattung und Investitionshürden
Gleichzeitig bringen die Resultate auch kritische Punkte zum Vorschein: Fast die Hälfte der Befragten stuft ihre Investitionskraft als ungenügend ein – ein Alarmzeichen. Nur rund 30 Prozent bezeichnen ihre finanzielle Lage als gut bis sehr gut. Weiter hat sich gezeigt, dass sich fehlende Ferien und mangelnde Stellvertretungsmöglichkeiten negativ auf die Lebensqualität auswirken.
Zudem wird in der Auswertung deutlich, dass Produzent:innen sowohl das gesellschaftlich-politische Umfeld als auch die Art der Medienberichterstattung als stark belastend empfinden.
Strukturelle Unterschiede und Handlungsbedarf
Die Umfrage zeigt signifikante Unterschiede je nach Betriebsgrösse, geografischer Lage (z. B. Berg- vs. Talbetriebe), Label-Zugehörigkeit sowie Ausbildungsniveau. Diese Vielfalt verdeutlicht: Es braucht differenzierte Massnahmen. Potenzielle Handlungsfelder für die Schweizer Milchproduzenten (SMP) und ihre Mitgliedsorganisationen sind klar identifizierbar – etwa bei der Förderung von Stellvertretungsmöglichkeiten und betrieblicher Zusammenarbeit sowie bei Weiterbildungs- und Unterstützungsangeboten. Diese Massnahmen sollen nicht nur die Lebensqualität der Produzent:innen steigern, sondern auch dazu beitragen, den Rückgang der Milchproduktion zu bremsen und den Beruf für die nächste Generation attraktiver zu machen.
Weiterentwicklung geplant
Die SMP plant, den Selbstcheck Lebensqualität weiterzuführen und eine grössere Anzahl Produzent:innen zu motivieren, den Selbstcheck für sich durchzuführen. Bisher war die Teilnehmerschaft tendenziell jünger und weiblicher sowie häufiger aus grösseren Betrieben in Tal- und Hügelzonen im Vergleich zum Total aller Milchwirtschaftsbetriebe. Das Tool soll noch benutzerfreundlicher gestaltet und um zusätzliche Funktionen erweitert werden. Durch eine breitere Beteiligung und gezielte Ansprache bislang untervertretener Gruppen soll das Bild künftig etwas ausgewogener werden. So soll ein noch umfassenderes Bild der Lebensqualität in der Schweizer Milchwirtschaft entstehen – als Grundlage für konkrete Verbesserungen im Alltag der Produzent:innen.
Weitere Auskünfte
Christa Brügger
Leiterin Kommunikation SMP
christa.bruegger@swissmilk.ch
031 359 52 14
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